… und nichts mit diesen Headlines: „Daimler bestellt Mitarbeiter zum Rapport“ oder „Daimler lässt kritische Facebook-Gruppe abschalten“.
Warum melde ich mich hier zu Wort?
Ich bin weder Personaler, noch arbeite ich in der Rechtsabteilung. Ich bin auch nicht der zuständige Pressesprecher. Nein, ich bin innerhalb des Kommunikationsbereichs zuständig für Social Media. Unter anderem war ich auch an der Entwicklung unseres Social Media Leitfadens beteiligt. Zu finden ist er auf der Daimler.com oder im Mitarbeiter-Portal unter Vereinbarung & Richtlinien. Darin stehen hilfreiche Dinge, wie beispielsweise:
- […] „Es ist daher im Interesse von Daimler, Ihr Engagement im Bereich Social Media zu fördern. Allerdings stellen wir auch immer wieder fest, dass es im Umgang mit diesen Kommunikationsformen noch viele Unsicherheiten gibt.“ […]
Von den 10 Punkten zum Umgang mit Social Media möchte ich gerne zwei heraus greifen:
- Bleiben Sie höflich. Eine Konversation kann nur wertvoll sein, wenn sich alle Beteiligten respektvoll begegnen. Vermeiden Sie Provokationen und Beleidigungen und brechen Sie Gespräche ab, wenn der Gesprächspartner beleidigend wird.
- Achten Sie das Gesetz. Veröffentlichen Sie keine verleumderischen, beleidigenden oder anderweitig rechtswidrigen Inhalte.
Zurück zum Anfang. „Daimler bestellt Mitarbeiter zum Rapport“. Wenn man die Fakten heranzieht, heißt das übersetzt: die Personalabteilung hat im Beisein des Betriebsrats mit fünf Mitarbeitern, die öffentlich sichtbar gegen interne Verhaltensrichtlinien verstoßen und sich zu einer persönlichen Beleidigung bekannt haben, ein Gespräch geführt. Ein Gespräch, bei dem die Kollegen auf die Einhaltung dieser Richtlinie hingewiesen wurden. Keine Abmahnung, keinen Eintrag in die Personalakte, keine weitergehenden Maßnahmen.
Wie kam es dazu?
Daimler bespitzelt?
Der Vorwurf der „Bespitzelung“, ja sogar der des „Verhörens“ steht im Raum. Entgegen anderslautenden Meinungen haben wir ein professionelles und gut funktionierendes Social Media Monitoring. Was wir allerdings nicht machen – und dafür lege ich meine Hand ins Feuer – ist, uns in das Privatleben unserer Mitarbeiter „reinzuhören“. Das geht uns nichts an und das wollen wir auch nicht!
Wenn wir als Unternehmen jedoch darüber informiert werden, dass Kollegen die Grenze zur freien Meinungsäußerung deutlich überschritten haben, bleibt uns nichts anderes übrig, als uns damit auseinander zu setzen. Wenn wir unsere Unternehmenswerte ernst nehmen, ist die Schwamm-Drüber-Strategie definitiv der falsche Ansatz. Ein Gespräch darf’s hier schon sein.
Daimler lässt Facebook-Gruppe abschalten?
Zum Schluss noch die Sache mit „Daimler lässt kritische Facebook-Gruppe abschalten“. So einfach, wie es die Schlagzeilen darstellen, ist die Sache nicht. Jedermann kann bedenklichen Inhalt oder ganze Gruppen melden. Auf Facebook gibt es dazu die Möglichkeiten „Als Missbrauch melden“ oder „Gruppe melden“. Erst wenn der Inhalt tatsächlich gegen die Nutzungsbedingungen von Facebook verstößt, wird Facebook aktiv und löscht Inhalte oder auch ganze Gruppen. Nachzulesen in Punkt 5 der Nutzungsbedingungen von Facebook (Schutz und Rechte anderer Personen).
Nur mal so nebenbei bemerkt. Auch ich bin S21-Gegner und äußere mich dazu öffentlich auf Plattformen wie Facebook und Twitter. Es geht jedoch nicht darum, Kritiker zu zensieren oder gar mundtot zu machen, es geht hier um das Überschreiten der Grenzen der Meinungsfreiheit.
Eine rechtliche Bewertung zum Vorgehen bei Beleidigungen auf Facebook hat Rechtsanwalt Dr. Carsten Ulbricht auf seinem Blog Rechtzweinull veröffentlicht.
Fazit:
Wenn wir mit Anstand und Respekt durch das Leben gehen, entwickelt sich im Laufe der Zeit eine innere Haltung, die uns helfen wird Konfliktsituationen zu vermeiden – ohne den Wortlaut von Verhaltensrichtlinie oder Social Media Guidelines im Detail zu kennen
Für diejenigen, die unsere Verhaltensrichtlinie nicht kennen, hier noch ein kurzer Auszug daraus:
2.1 Verhaltensregeln, die die Beschäftigten des Konzerns betreffen
Alle Beschäftigten des Konzerns tragen zu einer Unternehmenskultur bei, die von einer fairen und kooperativen Zusammenarbeit geprägt ist. Toleranz und der vertrauensvolle Umgang im täglichen Miteinander gehören zu den Grundüberzeugungen des Managements und der Mitarbeiter. Darüber hinaus bekennt sich jeder Beschäftigte zu verantwortungsbewusstem und integrem Verhalten. Die Persönlichkeit und Würde jedes Einzelnen ist zu achten. Gegenseitige Wertschätzung basiert auf innerer Überzeugung und Handlungsbereitschaft.